Ein System ist eine Ganzheit. Jedes Teil ist mit jedem
so verbunden, dass jede Änderung eine Änderung des Ganzen bewirkt...

Virginia Satir

 

 

sterne

 

zuhören 2

No perder la capacidad de escuchar....

Wir dürfen die Fähigkeit zum Zuhören nicht verlieren....( Papst Franziskus)

In unserer schnelllebigen und oft egozentrischen Welt kann ich mich schell dazu aufgefordert fühlen, aus all meiner Aktivität herraus dem Zuhören wenig Raum, ja wenig Bedeutung  zu geben.

Zu oft erlebe ich mich unter Zeitdruck,

setze meine Prioritäten anders,

bin erschöpft oder kann mich wenig konzentrieren,

lasse mich von Emotionen mitreissen,

glaube zu wissen, was der andere sagen möchte und führe den Satz selbst zu Ende, habe meine eigenen Bewertungen und  Vorstellungen im Kopf,

bin ungeduldig,

manchmal von den  Emotionen meines Gegenübers überfordert,

oder einfach unsicher.

Zuhören jedoch geht über das blose Hören hinaus, es erfordert von mir die Bereitschaft mich auf die Botschaften des anderen einzulassen, sie wirklich verstehen zu wollen.

Es möchte mich dazu einladen mein Gegenüber in seiner ganzen Vielfalt zu erfassen, auch die Körpersprache und die nonverbalen Eindrücke aufzunehmen und zu verarbeiten.

Wenn ich mich bewusst dafür entscheide zuzuhören, kann ich auf einige Hilfen zurückgreifen.

Dazu gehören

• Ich nehme mir Zeit.

• Ich  entscheide ob ich dieses Gespräch möchte und wann, ich muss nicht in jedem Moment abrufbar oder bereit sein.

• Ich entscheide mich für eine offene und präsente Haltung.

Diese Bereitschaft mich einzulassen wird sich dann ( ganz ohne mein zutun) auch auf  der körperlichen Ebene zeigen.

Meine Körpersprache kann sich so positiv ändern allein durch meine innere Haltung.

• Ich werde mir bewusst das Zuhören auch heißt mich zu öffnen für die Gedanken meines Gegenübers. Es ist eine Haltung, die Raum gibt.

Das beinhaltet auch den anderen nicht zu unterbrechen.

• Ich darf mir die Freiheit nehmen den Anderen zu Verstehen und weiß gleichzeitig das Verstehen nicht immer heißt zuzustimmen oder gleiches zu denken, sondern die Gedanken zu hören und gleichzeitig beim Andern zu lassen.

So bleibe ich innerlich bei mir, respektiere mein Selbst und das meines Gegenübers. Unterschiede erlebe ich dann nicht mehr als Gefahr oder Bedrohung sondern als Existent also dem Leben und dem Miteinander zugehörig.

• Die innere Sicherheit darüber, dass niemand, einschließlich ich selbst, Lösungen oder Ratschläge ungefragt als hilfreich empfindet.

Die eigene Erfahrung sagt mir, Urteile und Bewertungen können eine Situation schnell belasten und dazu führen das ich mich bedroht fühle und in einen Verteidigungsmodus gehe.

Damit jedoch wird die Kommunikation erschwert und wertfreies Zuhören verhindert.

 

Zuhören ist ein leiser Weg. Er bringt mich mehr zu mir selbst und gleichzeitig wachsen in mir Kompetenzen die eine tiefere und bewusstere Form von Nähe ermöglichen.

September 2018

 

 

 sterne

 

Die Beziehung zum eigenen Wesenskern,

Wir befinden uns in einem Zeitabschnitt der uns ganz von selbst dazu aufrufen möchte innezuhalten.

Die Sonne intensiviert  ihr Strahlen. Der Frühling deutet sich an.

In der christlichen Tradition hat die Fastenzeit begonnen, eine Zeit die dazu auffordern möchte sich Selbst zu – rück – zu - nehmen.

Der Blick richtet sich auf Ostern, die Auferstehung.

Wenn dieses Zurück-nehmen aus einer tiefen Selbstverständlichkeit geschieht

(nicht aus religiösem oder fanatischem Eifer),

kann es eine Brücke aufzeigen, die sich einerseits nach innen wendet  hin zum eigenen Selbst und andererseits in Verbindung steht zu den Menschen, vielleicht sogar zum Universum, zu allem Leben überhaupt.

Sobald es für uns fühlbar geworden ist, dass Körper, Seele und Geist eine natürliche Einheit bilden, zeigt sich ganz von selbst die innere Sehnsucht nach Ruhe und Langsamkeit.

An diesem Punkt öffnet sich uns die Möglichkeit der inneren Stimme Raum zu geben.

Es ist gleich einer Erlaubnis in sich selbst hinein, hin zum eigenen Kern zu spüren.

Es ist nicht immer einfach, in Kontakt mit  dem eigenen Selbst zu bleiben.

Denn dieses fordert uns dazu auf, hinter die Dinge zu schauen, mit denen wir uns umgeben, für die wir Kraft und Energie aufbringen.

Es erfordert auch von uns, sich den Verstrickungen und Verwirrungen des Alltags zu nähern.

Dadurch haben wir die Möglichkeit ihre Existenz als weniger bedrohlich, sondern Schritt für Schritt als dem Leben zugehörig zu empfinden.

Im Moment werden wir ganz einfach unterstützt durch die Energie der Zeit.

In Beziehung zum eigenen Wesenskern, in der Annäherung an sein Da - sein, werden wir uns unserer Selbst sicherer und können so ein Stück eigene Auferstehung erfahren...

Februar 2018

 

 

sterne

 

Auf Distanz bleiben,

Oft ist es mir gar nicht bewusst, dass ich damit beschäftigt bin, Situationen oder Begegnungen auf Abstand zu halten.

Diese Distanz kann auf unterschiedliche Weise wirken.

In einer mir fremden Situation, kann mir dieser Abstand behilflich sein, die neue Situation oder die mir fremden Menschen oder auch Tiere kennenzulernen.

Es kann eine Situation des Getrennt-seins entstehen, die mir sehr natürlich erscheint.

Erst durch genauere Betrachtung kann ich erkennen, dass ich durch den künstlich geschaffenen Abstand versuche, die Situation zu kontrollieren oder zu steuern, um so z.B. Schmerz oder negative Erfahrungen von mir fern zu halten.

Ich bemerke, dass mein Sicherheitsdenken die Regie führt.

In gefährlichen oder bedrohlichen Situationen des Lebens ist dies eine wichtige und gute Handlungsweise, die teilweise unbewusst abläuft.

Im normalen Alltag jedoch, ist dieses Verhalten eher hinderlich.

Denn ich verschließe mich so, oft unbewusst, vor der Intensität meiner Gefühle. Und auch vor der Intensität des Augenblicks.

Einen anderen Menschen, einem Tier, oder auch die Natur mit all meinen Sinnen zu begegnen, kann eine sehr tiefe und intensive Erfahrung sein.

Viele Erklärungsmodelle beschreiben, dass wir durch Grenzerfahrungen einen Bewusstseinssprung und dadurch einen intensiveren Zustand erreichen können.

Mittlerweile jedoch, stehen uns auch andere Möglichkeiten zur Verfügung.

In dem Moment, in dem ich mir erlaube, in egal welcher Situation zu fühlen, dass es da einen Abstand gibt, eine Distanz, und diesem Gefühl erlaube da zu sein, nehme ich auch den Druck war, die eigene Abwehr.

Dies kann dann eher auf der körperlichen Ebene präsent sein. Ich kann es spüren, als angestaute Energie, z.B. im Kopf oder im Bauchraum.

Auf diese Weise beginne ich zu begreifen, wie meine eigenen Handlungsschablonen funktionieren.

Erst dadurch habe ich die Möglichkeit und die innere Freiheit in die Veränderung zu gehen.

Ich kann immer wieder neu entscheiden, ob ich in einer Situation verweilen und Druck und Spannung aufrechterhalten möchte, oder ob ich etwas nachgeben kann.

In dem ich mir die Erlaubnis gebe weicher zu werden, kann die angestaute Energie wieder fließen und ich verbinde mich auf direktere Weise mit meinem Umfeld.

Juli 2017

                                

 

 sterne

 

Aufmerksam sein,

Es ist es gut, sich dem Begriff der Aufmerksamkeit, und der ihm innenwohnenden Bedeutung, einmal genauer zuzuwenden.

Eine gute Anbindung an die eigene Aufmerksamkeit ist der Nährboden für innere Freiheit und für Klarheit im Umgang mit sich selbst und anderen.

Aufmerksamkeit in hoher Qualität lässt mich wachsen und eröffnet mir innere Räume und Möglichkeiten, an denen ich sonst vorbeieilen würde, die unbeachtet und ungenutzt bleiben würden.

Aufmerksamkeit ist auch gerade dann wichtig, wenn ich mir über meine Gefühle oder auch meine Gedanken klarer werden möchte.

Befinde ich mich in einem Zustand, in dem meine Aufmerksamkeit gering ist, finden innere Kämpfe statt.

Ich reagiere impulsiv oder bin in der Bewertung und Beurteilung gefangen.

Gelingt es mir dann, langsamer zu werden, habe ich die Möglichkeit Aufmerksamkeit in die Situation zurückzuholen.

Haltungen, die mir helfen können, aufmerksam zu sein, sind:

Hinwendung.

Besonders, wenn Probleme und schwierige Situationen auf mich zukommen, die ich sonst schnell gelöst habe, indem ich zum Beispiel wütend oder verletzend reagierte, habe ich nun die Möglichkeit auszuprobieren, wie es sich anfühlt, wenn ich mich dem Thema zuwende und den Gefühlen erlaube einfach da zu sein, ohne gleich zu reagieren.

Objektivität.

In dem ich objektiv und somit wertungsfrei bleibe, kann es mir nicht so schnell passieren, dass ich Partei ergreife und einem Einzelnen Recht gebe, weil ich meinem alten Handlungsmuster ungefragt gefolgt bin. 

Ich gebe mir die Möglichkeit gegensätzlichen Meinungen, Gedanken oder Vorstellungen mit gleicher Aufmerksamkeit und gleichem Respekt zu begegnen.

Präsenz.

Ich bleibe wach und kann gegebenenfalls auch abwarten, ohne gleich etwas tun zu müssen. Mir ist klar, dass meine Gefühle und Gedanken Zeit brauchen, um sich zu ordnen und ich sie auch erst dann entsprechend formulieren kann.

Durch diese Haltung kann ich vorschnelle oder übereilte Schlüsse und Bewertungen verhindern.

Interesse.

Ich bin neugierig.  Ich übe mich in innerer Offenheit.

Ich gebe weder dem Druck, der Ungeduld oder meinem Zweifeln zu viel Platz.

Ich erlaube mir, Gedanken, Gefühle und Gegebenheiten kennenzulernen und nehme mir die Zeit, sie aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Indem ich meine Aufmerksamkeit schule, habe ich die Möglichkeit meiner inneren Wertung nicht einfach so freien Lauf zu lassen. 

Ich kann mich darin üben, langsamer und bewusster die verschiedenen Situationen, die mir das Leben zuspielt, anzunehmen.

Ich kann den Kreislauf des Getrieben-Seins unterbrechen, denn auch die Verantwortung für mein Denken, trage ich selbst.

Mai 2017

 

 

sterne

 

Resilienz

Unter Resilienz (lat. resilire = zurückspringen, abprallen) wird die Fähigkeit verstanden, schwierige Lebenssituationen unbeschadet zu überstehen.

Warum bewältigen einige Menschen Schwierigkeiten und Verluste besser als andere?

Was machen sie anders?

Und woher nehmen sie ihre Kraft?

Unser Leben beinhaltet viele angenehme und schöne Momente. Aber wir erleben auch Situationen anderer Art. Solche, die anstrengend sind und aufreibend, ermüdend oder traumatisch.

Und diese kommen manchmal vollkommen unerwartet.

Oft sind sie in das Muster des täglichen Lebens eingewoben, die kleinen oder größeren Frustrationen: Streit mit einem Nachbarn; der Versuch, ein schon lange nötiges Gespräch der Klärung zu führen; eine viel zu hohe Rechnung, Krankheit, Kritik, eine schmerzvolle Trennung, das mürrische Schweigen eines geliebten Menschen ... das „ganz“ normale Leben.               

Wir leben in einer Zeit des Abgetrennt-Seins und dieses ist auch Quelle der intensiven Angst, die uns manchmal zu überschwemmen droht. Während in unserem Umfeld das Tempo des sozialen Wandels zunimmt und dadurch Sicherheiten und vertraute Möglichkeiten des Schutzes wegbrechen, ist psychische Stärke (Resilienz) wieder wertvoll geworden.

Die indigenen Völker nannten es, dem Fluss des Lebens folgen, sich vertrauensvoll dem Leben überlassen ... Dadurch waren sie nicht nur in der Lage, sich selbst zu helfen, sondern entwickelten die Kraft, auch anderen in ihrer Gemeinschaft hilfreich zur Seite zu stehen.

In der Kindheit kann Resilienz durch eine positive Bindung und durch liebevolle Kommunikation entwickelt werden. 

Zu Beginn des Lebens reguliert oft die Mutter die Gefühlszustände (Emotionen) des Kindes. Wenn das Kind weint, kommt die Mutter, um es zu trösten und zu füttern. Sie umsorgt es und beendet den schmerzvollen Zustand.

Diese Regulation ermöglicht dem Kind auch später leidvolle Erfahrungen und Stress auszuhalten. Diese Menschen haben oft die Fähigkeit, problematische Situationen und belastende Lebensumstände auch als Möglichkeit und Herausforderung zu betrachten, um das eigene Gefühlsleben wachsen und sich entwickeln zu lassen.

Die wichtigsten Erfahrungen unseres Lebens entspringen dem Umgang mit anderen Menschen. Wir sind aufeinander angewiesen, auf den Kontakt, die emotionale Wärme und den aktiven Austausch. Je nachdem, was uns vorgelebt wurde, was für Erfahrungen wir gemacht haben, und welche Kontakte und Beziehungen wir momentan pflegen, haben wir in unterschiedlichem Maße Ressourcen, die uns helfen, Krisen und Veränderungsprozesse zu meistern.

Zu diesen Ressourcen, zu unserer Widerstandskraft und psychischen Stärke, gehören Achtsamkeit und Empathie, Akzeptanz und Mitgefühl, zwischenmenschliche Kommunikationsfähigkeit, die Fähigkeit, sich Hilfe zu holen und Netzwerke zu bilden, ein guter Umgang mit dem eigenen Körper, sowie eine positive Einstellung und Ruhe, Mut und Flexibilität.

Natürlich sind wir immer wieder schwierigen Situationen ausgesetzt, die unsere Verwundbarkeit austesten und unsere Ressourcen erschöpfen. Wir alle sind verletzlich, in unserer geistigen und emotionalen Stabilität.

Unsere Resilienz, unsere psychische Stärke, aber, kann wachsen, solange wir leben. Wenn wir die Opferrolle verlassen und Verantwortung für unser Leben und Handeln übernehmen und die Dinge selbst in die Hand nehmen. Dann können wir beginnen zu gestalten und uns zu erinnern an Situationen des Wohlgefühls, dadurch Zusammenhänge verstehen und unseren Vorbildern und inneren Wahrheiten folgen.

Es gibt Übungen, die uns kreative Wege zeigen, um uns bei der Entwicklung von neuen Einsichten und Ideen, flexibel zu verhalten.

Wie der Neurobiologe Gerald Hüther sagt: „Während unsere neuronalen Schaltkreise reifen und sich integrieren, erzeugen diese Gefühle des Vertrauens, des Geliebt-werdens und des Kompetent-werdens, ein Gefühl innerer Sicherheit. Sie bilden neuronale Muster der Reaktionsflexibilität, auf die wir in schwierigen Zeiten zurückgreifen können.“

März 2017

 

 

 sterne

 

Zu – hören

Häufig passiert es, dass wir in der Kommunikation mit anderen das Gefühl bekommen, dass unser Gegenüber uns nicht wirklich zuhört. Dass unser Gesprächspartner das Interesse verloren hat, abwesend oder sogar gelangweilt wirkt.

Mögliche, von uns selbst erlernte, Reaktionsweisen in dieser Situation können zum Beispiel sein:

Dieser Wahrnehmung keine Bedeutung zu geben und so einfach darüber hinwegzugehen.

Wir beginnen vielleicht immer mehr und lauter zu reden. Wir wiederholen uns.

Oder wir wählen die Möglichkeit uns zurückzuziehen und geben vielleicht sogar uns selbst die Schuld an der Situation.

Der wichtigste Schritt in solchen Situationen ist, dem Gefühl Aufmerksamkeit zu schenken und es da-sein zu lassen.

Ich bin vielleicht in diesem Moment dazu aufgefordert, meine Gedanken und Vorstellungen los-zu-lassen, um eine innere Neutralität oder auch meine innere Freiheit da-sein zu lassen.

Diese Neutralität oder Freiheit gibt mir die Möglichkeit zu sehen, zu hören, zu fühlen, was in diesem Moment wirklich wichtig ist.  Was jetzt wirklich gebraucht wird. Dies gibt mir die Möglichkeit, mich aus einer ungewollten Abhängigkeit zu befreien.

Die Erfahrung, wirklich als Person oder als Mensch, auf einer tiefen Ebene wahrgenommen zu werden, ist keine Selbstverständlichkeit.  

Obwohl diese Art der Wahrnehmung für unsere gesunde Entwicklung dringend notwendig ist, steht uns dieser Raum oft nicht einfach so zur Verfügung.

Denn das heißt, dass uns jemand vorbehaltlos und offen zuhört und mit seiner ganzen Aufmerksamkeit wirklich da ist, ohne Vorurteil und ohne Wertung.  

So ist uns die Möglichkeit gegeben, durch diese stille Akzeptanz, inneres Terrain zu betreten.

Es kann als eine Einladung verstanden werden, weiter in sich hineinzuhorchen und bei sich zu bleiben.

Wenn jemand da ist, ohne selbst etwas zu wollen, bekomme ich das Geschenk mir Selbst begegnen zu können.

Mein Inneres zu zeigen, mir und vielleicht dann auch der Welt.

Dies kann mich dazu anregen, mein eigenes Verhalten zu hinterfragen und mir die Bedeutung des Zu-hörens neu zu eröffnen.

Januar 2017

 

 

sterne

 

STRESS

Stress ist ein Begriff, den wir immer wieder benutzen. Ein Synonym für einen Zustand.

Der selbsterklärend scheint und an den wir uns gewöhnt haben.

Jeder weiß ja genau was mit dem Wort Stress gemeint ist. Wir setzen das Wort Stress gleich mit der Menge an Belastungen oder mit den Schwierigkeitsgraden unterschiedlicher Situationen.

Aber das ist nicht nur so.

Viele Menschen, hier, aber auch in anderen Teilen der Welt, arbeiten sehr viel.

Haben noch ehrenamtliche Tätigkeiten oder leisten nebenher Freiwilligendienste.

Sie verbreiten Stolz und Zuversicht, fühlen sich den unterschiedlichsten Situationen, auch über einen längeren Zeitraum hinaus, gewachsen und können Belastungen als Herausforderung, Bereicherung oder auch Entwicklungsmöglichkeit sehen.

Was also macht uns Stress?

Es sind die beengenden Situationen, in die uns unsere Lebensweise und unsere Erfahrungen gebracht haben. Wir halten gern fest am Gewohnten, an dem, was wir gelernt oder und von unseren Eltern übernommen haben.

Auch wenn es gegen unser inneres Gefühl spricht oder uns bedrückt.

Wir halten daran fest, weil es uns Sicherheit gibt, weil es das ist, was wir kennen.

Was uns vertraut ist. Wenn wir also einer Tätigkeit nachgehen, die uns eigentlich gar nicht entspricht, wenn wir versuchen unliebsame Pflichten oder Erwartungen zu erfüllen, die wir über einen längeren Zeitraum hinaus gar nicht erfüllen können, beginnen Prozesse in unserem Körper.

Diese Prozesse lösen in unserem Körper Alarmreaktionen aus.

Wir werden krank, körperlich oder seelisch.

Werden handlungsunfähig.

Das Gleiche trifft zu, wenn wir uns längere Zeit in kränkenden Situationen befinden, z.B. wenn das Arbeitsklima von Konkurrenz oder auch Missgunst durchsetzt ist.

Um selbst zu überprüfen, wo ich im Moment stehe, gibt es ein paar Fragen, die ich mir stellen kann, um nachzuprüfen wieviel Raum ich dem Stress lasse:

• Schlafe ich ausreichend und erholsam?

• Kann ich gut für mein körperliches Wohlbefinden sorgen?(Habe ich genug Zeit um regelmäßig zu essen und zu trinken?)

• Kann ich mich nach anstrengenden Tagen gut entspannen?

• Freue ich mich an mir, meinen Kindern, meiner Familie oder meinen Nächsten?

• Macht mir meine Arbeit grundsätzlich Spaß?

• Ist es eine erfüllende Tätigkeit, und ich bin ihr gewachsen?

• Kann ich gut allein mit mir selbst sein?

Es ist gut anhand dieser Fragen regelmäßig zu überprüfen ob ich mir selbst genug Zeit und Raum gebe für die Erfüllung dieser grundlegenden menschlichen Bedürfnisse.

November 2016

 

 

sterne

 

Sehnsucht nach Geborgenheit

Geborgenheit ist ein Gefühl, dass für uns Alle existenziell ist, damit wir gesund und in Freude leben können.

Menschen, die in ihrer Kindheit kein Urvertrauen entwickeln konnten, werden später nach Geborgenheit suchen und sich nach ihr sehnen.

Dieses Gefühl des Getrenntseins wird dann oft sehr intensiv und schmerzlich erlebt.

Es verbindet sich oft mit dem Gefühl der eigenen Wertlosigkeit und einem tiefen Misstrauen dem Leben gegenüber.

In der Folge kann diese zwanghafte Suche im Alltag zu einer schweren Belastung werden. Aber auch die Menschen, die in einem gesunden Umfeld aufgewachsen sind, werden sich in Abständen danach sehnen, immer dann, wenn sie dieses Gefühl der Geborgenheit für längere oder auch kurze Zeit verloren haben.

Im Außen, in der Sehnsucht, sehen wir ein Bild von dem, was in uns heranwachsen möchte.

Dieses Bild oder diese Sehnsucht kann für uns eine Brücke sein. Eine Möglichkeit in uns, uns einzulassen um so der Geborgenheit einen Raum zu geben.

Wir wissen alle genau, wie es sich anfühlt, wenn uns aufrichtiges Interesse entgegengebracht wird, wenn jemand wirklich für uns da ist.

Dann erleben wir, wie es sich anfühlt, auf einer tieferen Ebene gehört und gesehen zu werden.

Es erscheint uns vollkommen, denn es ist das einzige Gefühl, in dem wir uns selbst finden.

Der Raum, der sich in diesen Momenten auftut, vermittelt uns innere Ruhe, gibt uns die Möglichkeit uns Selbst zu begegnen und bei uns zu bleiben.

Wenn wir uns auf diese Weise geborgen fühlen, werden wir in der Lage sein, unsere Träume zu verwirklichen und die Herausforderungen des Alltags besser zu meistern.

Oktober 2016

 

 

 sterne

 

Innere Versöhnung

Ausweglose Situationen in der Kindheit sind oft für das äußere Umfeld, die Eltern, Geschwister oder auch Lehrer nicht nachvollziehbar.

Die Angst als Kind lächerlich gemacht zu werden; das Desinteresse der gestressten Eltern, wenn man mit den vielen Eindrücken des Tages nach Hause kommt; die ständigen Bemühungen den Vorstellungen und Werten der Eltern und des Umfeldes zu entsprechen....

Diese Verletzungen oder Wunden haben sich in den tiefen Schichten unserer Matrix eingegraben.

Sie waren wegweisend für unsere weitere Entwicklung, oft auch prägend für unseren Umgang mit Abstand, Nähe und Sexualität.

Und auch noch Heute können wir in solch ausweglose Situationen kommen, wenn uns etwas im Außen überrascht, wir uns unter Stress entscheiden und uns so in Zugzwang bringen.

Das sind dann die Situationen, die uns überfordern und innerlich eng werden lassen.

Sie triggern sich an, an die alten Wunden, und so empfinden wir einen noch größeren Schmerz.

Oft  glauben wir in diesen Situationen, dass unsere ganz eigene, ganz persönliche Wahrnehmung die Wirklichkeit widerspiegelt und unser Gegenüber, unser Partner oder unsere Kinder und Freunde diese Wirklichkeit doch genau so erkennen und in genau diesem Rahmen wahrnehmen müssten.

Erst beim näheren Hinsehen und Hinfühlen kann uns bewusst werden, dass dieser Haltung eine egozentrische Komponente innewohnt.

Diese beeinträchtigt natürlich unser Miteinander und trennt uns von den Menschen, die wir lieben.

Indem wir uns diesen Anteilen in uns Selbst zuwenden, können wir verdrängte Verletzungen ans Licht holen, sodass Heilung möglich wird.

Es ist nicht die vergangene Zeit die Heilung ermöglicht, es sind die vielen kleinen Schritte in mehr Bewusstheit.

Indem wir verdrängte Emotionen erneut durchleben, haben wir die Möglichkeit der inneren Versöhnung. Wir erkennen neue Zusammenhänge, es eröffnen sich neue oder andere Sichtweisen und so haben wir die Möglichkeit uns selbst zu vergeben.

Jeder von uns benötigt seinen sehr persönlichen Raum, und hat ein ganz eigenes Verständnis von Abstand und Nähe.

In den Momenten, in denen wir lernen, dass uns dieser Raum zusteht, ja, dass er notwendig ist, um Heilung zu erfahren, können wir diesen Freiraum uns und den Menschen um uns herum zugestehen.

September 2016

 

 

sterne

 

Rhythmus

Wenn uns eine Vorstellung von etwas antreibt können wir oft Kräfte freisetzen von denen wir gar nicht wussten, dass es sie in uns gibt.

In solchen Momenten breitet sich das Leben vor uns aus, vieles scheint möglich, vieles scheint machbar, wir sind beflügelt.

Natürlich ist das kein Dauerzustand. Wir kommen dann doch an Grenzen, erleben Widerspruch, Zurückweisung, manchmal auch Ablehnung.

Indem wir unser Konzentration auf diese Widerstände richten, beginnt ein unterschwelliger Prozess, der unsere Kraft bremst und unseren Blick einengt.

So kann es passieren, dass wir uns unter Druck fühlen das Tempo erhöhen zu müssen, nur um die Sache schnell durchzuziehen, es hinter uns zu haben.

Wir verlieren den Bezug zu dem, was uns zu Beginn so inspiriert hat.

Oder es passiert, dass wir uns in unser Schneckenhaus zurückziehen und innerlich Abstand nehmen zu dem was uns gerade noch beflügelte.

Wenn wir dies bemerken ist es gut sich auf den eigenen Körper zu konzentrieren, auf die eigenen inneren und äußeren Schritte.

In dieser Achtsamkeit mit uns selbst, kommen wir wieder in unser ganz persönliches Tempo zurück.

Der Druck etwas erreichen zu wollen, kann nachlassen und der Raum unserer Kreativität wird wieder größer.

Wir erleben, dass sich das Leben Schritt für Schritt vor uns entfalten möchte und wir empfangen dürfen.

Sobald wir diesen Prozess einmal bewusst durchlebt haben, können wir diese Erfahrung, dieses Handwerkszeug, nutzen.

Es beinhaltet Möglichkeiten auf die wir uns die in schwierigen Situationen beziehen können und die uns helfen eigene, ganz individuelle Lösungsmöglichkeiten im Alltag zu finden.

Es ist gut sich immer mal wieder, während des Tages, zu fragen: Wie bewege ich mich im Moment?

Dieses kurze Innehalten ist eine Möglichkeit zurückzukommen in das eigene Tempo, in den eigenen Rhythmus.

August 2016

 

 

sterne

 

Widerstand

Nicht nur wenn wir äußerlich sichtbar rebellieren, gehen wir in den Widerstand, sondern auch in vielen kleinen und großen Situationen, die uns im Alltag begegnen.  

Oft ist dies eine, von uns gar nicht mehr bewusst wahrgenommene, Reaktionsweise, die daraus resultiert, dass wir eine sehr klare Vorstellung davon haben, wie sich das Leben vor uns entfalten sollte.

Wir haben feste Bilder im Kopf und können genau erklären wie und warum DAS genau SO und nicht anders zu sein hat.

Wir sind so in  unseren Vorstellungen verhaftet, dass uns die Realität fremd und hartherzig erscheint.

So ist es normal, dass wir uns manchmal hilflos fühlen, ungerecht behandelt, nicht gesehen...

In diesen Situationen ist es dann fast unerheblich ob wir diese Missempfindungen eher nach außen oder nach innen richten, in beiden Fällen halten sie uns über eine gewisse Zeitspanne gefangen und schneiden uns ab von uns selbst und der Welt.

Gefangen im Grübeln, wie es hätte sein sollen; in Selbstvorwürfen, was wir hätten anders und besser machen können; in Traurigkeit, weil wir nicht das bekommen haben, was wir uns wünschen; in Ärger und Wut, weil die Welt gegen uns ist und  weil wir Schmerz empfinden, da diese Situationen uns so tief verletzen.

Das kann der Anfang eines langen Leidenswegs sein. Denn indem wir uns der Realität verschließen, dem was eben gerade so ist, wie es ist, verschießen wir uns vor dem JETZT.

Vor dem Hier und Heute.

Vor dem, was möglich ist.

Doch eigentlich verlangt  diese Situation von uns nur eins:

Ein JA zu der Realität, die uns umgibt und damit zu dem, was JETZT gerade möglich ist. Indem wir beginnen den Widerstand aufzugeben, geben wir der Gegenwart die Möglichkeit  von uns wahrgenommen zu werden.

Diese dann bewusste Wahrnehmung eröffnet uns Möglichkeiten, die wir vorher nicht sehen, nicht  wahrnehmen konnten.

So nehmen wir, beinahe nebenbei, Abstand von unseren Vorstellungen.

Wir werden offener für neue Ideen, für  andere Wege im Hier und JETZT.

Und beinahe unbemerkt haben wir die uns erst so fremde und unwirtlich erscheinende Situation mit Liebe angenommen.

Juli 2016

 

 

sterne

 

Selbstfürsorge

In unserer Gesellschaft wird Selbstverantwortung oder auch Selbstfürsorge oft noch gleichgestellt mit einer egoistischen Haltung.

Dass die Sorge um das Wohl der Anderen an erster Stelle steht, ist uns allen anerzogen worden.

So sind oft große Teile unseres Lebens fremdbestimmt. Die Verpflichtungen, die wir eingehen, in Familie und Beruf, und die Einschränkungen  durch die Erwartungen unseres Umfeldes nehmen wir kaum noch war. Wir sind ständig erreichbar, verfügbar, abrufbar....

In Folge dessen, fühlen wir uns oft gehetzt, gejagt und später müde, kraftlos.

Die eigenen Bedürfnisse stellen wir durch dieses Verhalten zurück, manchmal gelingt es uns auch gar nicht mehr diese wahrzunehmen und zu artikulieren.

Oft besteht die Tendenz begrenzte Zeiträume wie Urlaub, Wochenende oder den späteren Ruhestand dafür zu reservieren.

Doch gerade im Alltag brauchen wir so nötig eine andere Achtsamkeit und Selbstfürsorge. Denn der All - tag ist nun einmal der größte Teil unseres Lebens.

Kann ich für meine Bedürfnisse allein einstehen?

Esse ich das Richtige, schlafe ich genug, kümmere ich mich ausreichend um meine Gesundheit, um meinen Körper, aber auch um meine Seele? Wer kümmert sich um meine Kleidung und um Sauberkeit in Haus oder Wohnung? Habe ich ausreichend Zeit für mich allein? Funktioniere ich nur, wenn ich in verschiedenen Bereichen des Lebens versorgt werde oder wenn ich Andere versorge und dadurch Anerkennung und Wertschätzung erhalte?

Die Innere Haltung der Wertschätzung sich selbst gegenüber, bedeutet achtsam mit sich selbst, also seinen Bedürfnissen, Gefühlen und Kräften umzugehen.

- Die eigenen Bedürfnisse achten und äußern - Die eigenen Fähigkeiten schätzen und anerkennen - Schwächen und Grenzen annehmen - für das eigene Wohlbefinden sorgen - nein sagen können -

Dieser Prozess erfordert mein eigenes inneres Erkennen, mein Umdenken.

Bewusstsein für mich selbst und meinen Lebenskontext kommt nicht von außen, es kann nicht mir nicht einfach so übergestülpt werden und niemand kann mir diese innere Arbeit abnehmen.

Verantwortung zu übernehmen für die eigenen Grundbedürfnisse beinhaltet auch sich selbst im Leben zu verankern. Dadurch, dass ich selbst Sorge trage für mein Wohlergehen, verwurzele ich mich in meinem Lebensraum und so steht mir mehr Kraft zur Verfügung den Aufgaben, die auf mich zukommen, zu begegnen.

Wenn dies gelingt, habe ich die Möglichkeit die Gefühle von Macht - und Einflusslosigkeit zu überwinden und eigene Gestaltungspielräume zu erkennen und für mich nutzbar zu machen. So erschaffe ich jeden meiner Tage selbst.

Die Veränderung wird auch sichtbar im Umgang mit Anderen. Durch die eigene Zufriedenheit kann ich gelassener, aufrichtiger und ehrlicher auf andere zugehen. Und so kann ich mich auch als lebendiger Teil der Familie, einer Gemeinschaft und als Teil der Natur fühlen.

 Juni 2016

 

 

 sterne

 

Grenzen

Menschen, die in ihrer Kindheit sexuelle Grenzüberschreitungen erlebt haben, leiden an den Folgen oft ihr gesamtes Leben.

Häufig gibt es nur schattengleiche Erinnerungsfetzen an die traumatischen Ereignisse und auch die eigenen Muster tragen zur Verdrängung bei. Dazu gehören Aussprüche wie „so schlimm war es gar nicht“.

Schwierigkeiten im Jetzt, im Alltag, werden nicht in Zusammenhang gebracht mit dieser tief verdrängten Erfahrung.

Die Gefühle von Scham und Schuld , von Wert-und Hilflosigkeit bestimmen jedoch oft unterbewusst jedes Handeln und auch jede emotionale Reaktion.

Ohne sich dessen bewusst zu sein, entsteht die Erwartung immer wieder in gleicher Weise verletzt zu werden.

Im Alltag gibt es immer wieder Auslöser, die diese verdrängten Erfahrungen spürbar werden lassen.

Diese Auslöser führen zu überflutender Hilflosigkeit und Handlungsunfähigkeit, es fällt schwer sich zu konzentrieren und zu erinnern.

Manche Menschen fühlen man sich Tage oder sogar Wochen nach so einem Auslöser immer noch wie erschlagen. In der Folge bestimmen oft Depression und Suchtverhalten den Lebensrhythmus.

Es ist verständlich das Menschen, die dies erleben, alles Erdenkliche tun um diesen Situationen, die ja immer wiederkehrende seelische Schmerzen und auch körperliche Reaktionen beinhalten, auszuweichen.

Dadurch jedoch wird der eigene Handlungspielraum immer kleiner.

Da Vertrauen und emotionale Bindungen von ihnen häufig nur selten und nur zu einzelnen Menschen hergestellt werden können, enden diese oft zwangsläufig in einem Abhängigkeitsverhältnis.

Auch dies führt in der Folge erneut zu Verletzungen und Grenzüberschreitungen.

Solange diese schmerzhaften und schlimmen Erfahrungen im Unbewussten oder auch Teilbewussten bleiben, bestimmen sie die Weite der persönlichen Erfahrungswelt.

Erst in dem Moment in dem wir uns selbst die Erlaubnis geben uns stückweise diesen Erinnerungen zu stellen und die körperlichen Symptome der früheren Erfahrung zuordnen, beginnt Heilung.

Dies ermöglicht die Opferrollen zu verlassen und einengende Verhaltensweisen im eigenen Tempo zu verändern.

Es ist kein einfacher Weg aber er beinhaltet die Möglichkeit der Öffnung in eine neue Wahrnehmung.

Mai 2016

 

 

sterne

 

Liebe und Beziehungen

Manche Teile unseres Selbst ergeben nur Sinn durch die besondere Verbindung zu einem bestimmten Menschen. In der Erfahrung als Elternteil oder Kind werden zum Beispiel ganz andere Teile unseres Selbst sichtbar, als in der Beziehung zu einem Partner oder einem guten Freund.

Aus diesen Verbindungen heraus erleben wir uns. In der Liebe können wir verborgene Seiten unseres Wesens entdecken und bekommen die Möglichkeit uns selbst zu erkennen. Wir können einander so ergänzen, dass wir uns innerlich vollständiger fühlen. Wenn wir die Intensität und Nähe zulassen, heilt uns dieses Miteinander. Es ist der Balsam für die Seele. Zusammen haben wir die Möglichkeit unsere Qualitäten zu entwickeln und über uns selbst hinauszuwachsen.

Liebe ist ein Kontinuum, lückenlos sich zusammenfügend, ohne Anfang und ohne Ende. Manchmal, ich würde sagen noch zu oft, verschließen wir uns jedoch dieser Erfahrung.

Liebe beinhaltet Unsicherheit, sie ist nichts Greifbares, nichts, was wir festhalten könnten.  

Wir können nicht wissen welche Menschen, für kurze oder längere Zeit, unser Leben teilen und uns begleiten, aber wir können lernen uns selbst und unserer Liebe zu vertrauen. Liebe entsteht immer wieder neu, in den Momenten der Begegnung, immer dann wenn uns jemand oder etwas im Innersten berührt.

Tief in uns verankerte Strukturen hindern uns daran diese Berührungen, über einen längeren Zeitraum hinaus, einfach so, als gegeben, anzunehmen.

Wir haben feste Bilder im Kopf, sind voller Erwartungen und Befürchtungen oder wir sind besetzt von Vorurteilen. So  reduzieren wir uns auf ein Sicherheitsdenken, denn wir möchten die Möglichkeiten des innerlich vorweggenommenen Verlustes begrenzen und so Schmerz und Trauer verhindern. Damit setzen wir uns und unser gesamtes Umfeld oft unbewusst unter Druck.

Wenn wir lernen diese Verlustängste eher und bewusster wahrzunehmen, haben wir die Möglichkeit sie los – zu - lassen und dadurch geben wir der Lebendigkeit und auch der Veränderbarkeit unserer Beziehungen mehr Raum.

"Denn, was zu uns gehört können wir nicht verlieren und was nicht zu uns gehört können wir nicht festhalten ..." Konfuzius

 April 2016

 

 

sterne

 

Mit meinem Selbst in Kontakt sein

Jeder kennt diese Situationen. In jedem Bereich unseres Lebens kann es passieren, dass unser inneres Gleichgewicht durch die Handlungen oder Worte eines Anderen erschüttert wird. Eben ging es uns noch gut, doch nun steigt Unwillen, Ärger, Wut manchmal auch Hass in uns auf.

Wenn diese Emotionen in uns präsent werden, besonders weil sie nicht positiv gefärbt sind, beunruhigen sie uns, erwecken in unserem Inneren ein Chaos oder lassen uns einfach orientierungslos zurück. So empfinden wir sie zurecht als hinderlich und bedrohlich. Ein Leben ohne diese Art der inneren Auseinandersetzung wäre uns viel angenehmer.

Erst in dem Moment in dem es uns gelingt uns wieder auf eine greifbare Realität zu beziehen, fühlen wir uns besser. Wir suchen die Antworten auf diese inneren Fragen im Außen. Wir sichern uns ab indem wir Daten abgleichen und Wertmaßstäbe anlegen. Oder wir weisen alles von uns und sehen die Schuld bei den Anderen.

Schon seit Generationen lebt unsere Gesellschaft in einem hierarchischen System, in dem das Selbst eine untergeordnete Rolle spielt. Unser Name, Titel oder auch unser sozialer Status bestimmen unseren Platz in der Gesellschaft. Wir haben schon von Kindesbeinen an gelernt, wie unsere Eltern und Großeltern auch, dass Gefühle und Emotionen nichts Gutes sein können.

Die Erfahrungen die wir machten, wenn wir unserem Selbst auf natürliche Weise Ausdruck gaben, waren oft irritierend. Wir wurden  belächelt, bloßgestellt oder auch verurteilt und bestraft. So haben wir aus diesen Erlebnissen schon früh gelernt, dass es besser ist sich Selbst nicht ernst zu nehmen. Wir lernten über das eigene Fühlen hinwegzusehen und dem eigenen Wesen besser nicht zu vertrauen. Es scheint leichter und natürlicher dieses Selbst zu unterdrücken oder es einfach zu ignorieren.

So konnten wir nicht lernen unsere ganz eigenen inneren Möglichkeiten zu nutzen. Wir wissen nicht was es heißt:

Ich habe mich Selbst zur Verfügung.

Und so kann es auch erst einmal schwer fallen eine Verbindung zu - meinem Selbst - zu entwickeln.

Kann ich fühlen, dass mir da etwas fehlt? Habe ich den Wunsch mit meinem Selbst in Verbindung zu sein? Mir meiner Selbst sicher zu sein? Mich selbst sichtbar werden zu lassen? Oder macht das erstmal Angst? Was passiert da? Werde ich nicht von meinen Gedanken und Gefühlen überschwemmt?

Dieser Bezug zu meinem Selbst hat verschiedene Ebenen. Die Körperebene spielt dabei eine wichtige Rolle. Wenn ich beginne zu differenzieren, öffnen sich andere Möglichkeiten. Ich erfahre, dass es Unterschiede gibt. Ich bin nicht diese oder jene Wut, bin nicht diese oder jene Angst, aber etwas in mir - fühlt - genau diese Wut, hat genau diese Angst.

In welchem Teil meines Körpers kann ich diese Gefühle wahrnehmen?

Ich beginne diese Gefühle zu beschreiben, teile sie mit. Ich nehme mir Zeit mit diesem Teil meiner Selbst in Kontakt zu sein. Ich nehme mich ernst. Dadurch erlebe ich, was es heißt, mehr in meinem Körper zu sein.

Indem ich diese Bereitschaft entwickle, Kontakt zu meinem Inneren aufzunehmen, gewinne ich an Sicherheit und Stabilität. Ich erlebe, dass das Vertrauen in mein Selbst wächst, wenn ich mir erlaube alle Erfahrungen da sein zu lassen, die guten, wie auch die leidvollen.

März 2016

 

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sterne

 

Vernetzung
Vernetzung. Dieser Begriff aus der Systemtheorie veranschaulicht uns den zusammenhängenden Raum, in dem wir leben und der weit über das von uns Erfassbare hinausreicht. In allen Bereichen unseres Lebens sprechen wir heute von Vernetzung. In der Ökologie, der Landwirtschaft, der Soziologie, der Wirtschaft, der Computertechnik und den sozialen Netzwerken. Auch in der Psychotherapie gewinnt dieser Ansatz an Bedeutung und ermöglicht so, z.B. eine situationsbezogene und differenziertere Therapie bei psychischen Erkrankungen.

Wir alle werden hineingeboren in ein System, eine Familie. Zu Beginn unseres Lebens ist dies unser Universum. Alles was wir dort erleben, besonders in den ersten drei Jahren, prägt uns für das gesamte Leben. In diesem Zeitfenster wird auch besonders deutlich wie sehr wir einander brauchen. Die „Anderen“ sind für uns - Überlebens - wichtig. Durch sie lernen wir über Sprache und Berührung, was es heißt in Kontakt zu sein. Hier beginnen wir, diese für uns so lebenswichtigen Verbindungen zu entwickeln und zu gestalten. Wir sind uns in diesem Zeitabschnitt unserer Selbst relativ sicher. Wir wissen was wir wollen und geben unseren Bedürfnissen Ausdruck.

Im Verlauf unseres Lebens kann es passieren, dass diese Verbindung zu unserem Selbst unterbrochen wird oder wir sie ganz verlieren. Regeln, Ansprüche, Verluste, Zurückweisungen, das Gefühl nicht gehört, nicht gesehen, nicht geliebt zu werden, seelische und oder körperliche Gewalt können unterschiedlichste Verletzungen in uns auslösen. In der Folge entwickelt jeder Mensch andere Überlebensstrategien. Wir beginnen Rollen zu spielen und versuchen vielleicht den Erwartungen der Anderen gerecht zu werden. Das Spektrum dieser Strategien ist so vielfältig, wie wir unterschiedlich sind.

Erschwerend hinzu kommt für uns, dass die Welt, in der wir leben, materielle Werte in den Vordergrund stellt. Wir haben gelernt unsere Konzentration nach außen zu lenken. Wir möchten ALLES und SCHNELL oder wenigstens SCHNELL. Unter anderem sind Autos und Computer, nicht zu vergessen Handys, uns heute „Partner“ und ersetzen teilweise unsere lebendigen Beziehungen. Wir beziehen uns auf materielle Dinge und schenken ihnen mehr Zeit und Geld als den Menschen die uns nahe sind. Unser Interesse richtet sich auf Erfolg. So bestimmt zweckorientiertes Denken und Handeln unseren Alltag.

Diese Muster entfremden uns vom Leben, denn sie verhindern auf unterschiedlichen Ebenen unserer Existenz, Wahrnehmung und Berührung. So reagieren wir eher auf matrielle Verluste und betrauern diese als uns z.B. vom menschlichen Leid in unserer Umgebung berühren zu lassen.

Ich mag das Bild der Kakaobohne. In Ecuador wächst sie an wenigen Orten noch wild oder auch als Mischkultur. In Beziehung zu anderen Pflanzen wie Papaya, Kochbanane und Yucca entwickelt sie einen einzigartigen Geschmack. Aber auch die anderen Pflanzen wachsen in diesem Habitat besonders gut. In dieser ökologischen Nische funktioniert Beziehung in gesunder Nachbarschaft.

Auch wir entfalten erst in Beziehung zueinander unsere Eigenschaften, unsere Qualitäten. Manch eine Begegnung beflügelt uns, lässt uns kreativ werden. Eine andere erinnert an schwierige Situationen, weckt Trauer, Schmerz oder Wut. So werden wir auf unterschiedlichen Ebenen unserer Existenz herausgefordert. Oberflächlich betrachtet können wir aus einigen dieser Begegnungen keinen Nutzen ziehen.

Erst beim näheren Hinsehen und Hinfühlen können wir erfahren, dass es darum geht eine innere Offenheit und Unvoreingenommenheit zu entwickeln.

In der Entschleunigung - im Langsamerwerden - entsteht die Möglichkeit für eine detailliertere Wahrnehmung. Indem ich der Situation Raum gebe, ihre Existenz als gegeben annehme, beginnt eine lebendige Auseinandersetzung. Dieser Prozess beinhaltet die Möglichkeit aus den oft unbewussten Gewohnheiten auszusteigen. Dies verändert unseren Blick und kann uns helfen im Umgang miteinander auf eine andere Art und Weise wach zu sein.

Februar 2016

 


sterne

 

...wir brauchen uns nicht länger vor Konflikten und
Auseinandersetzungen zu fürchten, denn sogar Sterne prallen
manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich, das ist das Leben.

Charlie Chaplin

 

sterne

 

Verantwortung versus Abhängigkeit
Die Befürchtung, dass Verantwortung zu tragen mit Präsenz oder auch mit Zwang und Verzicht zu tun hat, ist heute oft spürbar. In der Regel fällt es uns leichter auszuweichen. Wir möchten Verbindlichkeiten meiden und uns lieber nicht auf eine Sache festlegen.

Manchmal ziehen wir uns auch ganz zurück, meiden es gesehen oder gehört, letztendlich in unserer Persönlichkeit wahrgenommen zu werden. Vielleicht entscheiden wir uns auch dafür, Beobachter zu bleiben und möchten die Dinge ganz abgeben, sie lieber einem Fachmann überlassen.

Durch diese Haltung entstehen Grauzonen - die verschleiern. Je weniger es uns gelingt der eigenen Überzeugung Raum zu geben und unsere persönlichen Bedürfnisse zu äußern, desto eher kann in uns die Erwartung entstehen, dass die „Anderen“ die Situation oder das Problem stellvertretend für uns lösen.

Dadurch aber lassen wir, oft unbewusst, einen Teil unserer Verantwortung los und so können Abhängigkeiten entstehen.

Körperliche und seelische Folgen dessen sind:

- Erschöpfung

- ein pessimistisches Weltbild

- Selbstmitleid

- ein geringes Selbstvertrauen und vieles mehr.....

Eine Veränderung dieser Situation oder das Verlassen dieser Abhängigkeiten benötigt von uns innere Stärke und eine gesunde Distanz zu Anderen.

Manchmal erfordert dies auch eine Neuorientierung, wenn wir bemerken, dass unsere alten Handlungsmuster nicht mehr greifen, wir das Gefühl haben uns im Kreis zu drehen oder immer wieder auf ähnliche Art und Weise verletzt werden.

All dies kann eine sanfte oder auch sehr deutliche Aufforderung sein, eine neue innere Bereitschaft zu entwickeln sich den aufkommenden Fragen zu öffnen. Mit dieser inneren Bereitschaft beginnt Veränderung.

Natürlich kann das am Anfang auch Schwierigkeiten bereiten. Denn es scheint dem Wunsch nach Harmonie entgegen zu stehen.

Ebenso kann es passieren, dass das Umfeld dieses veränderte Verhalten nicht gleich einordnen kann und dadurch dieser neuen, anderen Herangehensweise skeptisch gegenüber steht. Andere empfinden dieses veränderte, ungewohnte Verhalten hart und egoistisch.

Wenn wir aber unserer - Einzigartigkeit - in Sprache und Handlung Raum geben möchten, ist es wichtig, uns zu behaupten.

Jede Persönlichkeit zeichnet sich durch ihre Konturen aus, ihre Einmaligkeit. Diese Unterschiedlichkeit und Vielfalt bereichert unser Zusammenleben und gibt ihm eine gesunde Dynamik.

Wir brauchen diese Polarität um kreativ und gestaltend wirken zu können.

Januar 2016


sterne